AWZ Bau:
92 Prüflinge feiern erfolgreichen Abschluss der
Aus- und Weiterbildung
Kaan-Marienborn. Bei der diesjährigen Abschlussfeier des Aus- und Weiterbildungszentrums Bau (AWZ Bau, Kreuztal), konnten sich insgesamt 70 Facharbeiter, Gesellinnen und Gesellen sowie 22 Meister über ihre bestandenen Prüfungen freuen. In der festlich geschmückten Weißtalhalle in Kaan-Marienborn feierten sie im Beisein von Familie und Firmenvertretern diesen Meilenstein ihrer Karriere im Bauhandwerk.
Was in den letzten zwei Jahren pandemiebedingt nicht möglich war, konnte nun endlich wieder in angemessenem Rahmen gefeiert werden: Der erfolgreiche Abschluss der Aus- und Weiterbildung der Prüflinge des AWZ Bau. Organisiert wurde die große Abschlussfeier im Auftrag der beiden Träger-Innungen des AWZ Bau – der Zimmer-Innung sowie der Bauinnung Westfalen-Süd – der Handwerkskammer Südwestfalen sowie der Industrie- und Handelskammer Siegen. Moderatorin Ayla Pilli eröffnete den Abend mit den Worten: „Sie haben es geschafft und trotz schwieriger Bedingungen nicht aufgegeben. Darauf können Sie besonders stolz sein.“ Zum Einstieg gab es eine Fotoshow mit Impressionen aus der Ausbildungszeit sowie vom Prüfungstag. Fotos von allen Prüflingen mit selbst gewählten und zum Teil amüsanten Zitaten rund ums Handwerk sorgten für den ein oder anderen Lacher im Publikum.
Aus- und Weiterbildung unter widrigen Bedingungen
Nachdem Matthias Dickel, Obermeister der Zimmerer-Innung Westfalen-Süd, die zahlreichen Gäste offiziell begrüßt hatte, zeigte der Kurzfilm „der Wunsch“ ein Szenario, das für viele Jugendliche in den letzten zwei Jahren zur Realität wurde: Viele Erlebnisse einer normalen Jugend blieben den jungen Menschen verwehrt. Darauf bezugnehmend ging Horst Grübener, Geschäftsführer des AWZ Bau, in seinem anschließenden Impuls auf die coronabedingt erschwerten Bedingungen der Ausbildung ein und dankte den beteiligten Akteuren: „Ich möchte mich bedanken bei den Unternehmen. Echte Leitungskompetenz wird erst sichtbar, wenn ein Sturm aufzieht. Sie haben Ihre Unternehmen durch die Wellen manövriert und sich nicht unterkriegen lassen. Das zeigt, wie robust das deutsche Handwerk ist. Auch den Ausbilderinnen und Ausbildern in den Betrieben und bei uns im AWZ Bau danke ich von Herzen. Sie haben sich durch all die pandemiebedingten Regeln und Vorschriften nicht aus der Ruhe bringen lassen, haben Ihren Schützlingen vorgelebt, wie man mit Herausforderungen umgeht. Sie waren in all der Zeit als Kompass und Begleiter wichtiger denn je für die Auszubildenden. Sie sorgen für die Zukunft des Handwerks.“ Vor allem für die Prüflinge fand Horst Grübener lobende Worte. „Vor Ihnen, liebe Auszubildende und Meisterschüler, möchte ich mich innerlich verbeugen. Sie hatten in den letzten zwei Jahren besonders schwierige Umstände. Haben trotz Masken, Abstand und Ausfallzeiten durch Quarantäne ihr Ziel nicht aus den Augen verloren. Das war absolut vorbildlich. Gott segne Sie und das ehrbare Handwerk.“
Mehr Wertschätzung für das Handwerk
Unter den Ehrengästen, die sich in der Weißtalhalle eingefunden hatten, war auch Christoph Ewers, Bürgermeister der Gemeinde Burbach. In seinem Grußwort gratulierte er den Facharbeitern, Gesellinnen und Gesellen sowie den frischgebackenen Meistern und betonte die Wichtigkeit von Wertschätzung gegenüber dem Handwerk. „Fachpersonal wie Sie wird händeringend gesucht. Sie sind sozusagen eine gefährdete Art“, machte Christoph Ewers die Auswirkungen des Fachkräftemangels im Handwerk deutlich. „Es ist immer noch ein Kampf gegen das Image. Das Handwerk ist attraktiv und die Chancen hervorragend. Das zu vermitteln, wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein. Hier braucht es unbedingt gesellschaftliches Umdenken und mehr Wertschätzung für das Handwerk. Doch Bewusstsein wandelt sich nur langsam. Heute stehen Sie verdient im Rampenlicht und können diese bedeutende Station Ihres beruflichen Lebenswegs feiern.“
„Wir schaffen Bauwerke, die Bestand haben“
Wie wichtig neben dem individuellen Engagement auch Teamwork ist, zeigten einige Auszubildende des ersten Lehrjahrs: Unter dem Motto „Wir bauen Brücken“ errichteten sie in wenigen Minuten gemeinsam eine freitragende Brücke auf der Bühne. Die jungen Auszubildenden unterschiedlicher Gewerke und AWZ Bau-Ausbilder Frank Bäumer ließen dabei ihre Hände sprechen und brauchten dafür nicht mehr als Holz und einige Baustellenutensilien. Horst Grübener teilte passend zu der eindrucksvoll gezeigten Gemeinschaftsarbeit seine Gedanken zum Thema „Sehnsucht – Visionen – Erfüllung“ und resümierte: „Wir schaffen Bauwerke, die Bestand haben.“
Daniela Tomczak: „Sie haben eine goldene Zukunft“
Beeindruckt vom schnellen Brückenbau zeigte sich auch Daniela Tomczak, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen, die nach eigener Aussage die jungen Auszubildenden auf ihrem Heimweg nach Iserlohn am liebsten direkt mit zur Talbrücke Rahmede genommen hätte. In ihrer Festrede brachte sie ihre Anerkennung für das Handwerk zum Ausdruck: „Ich bewundere, was Handwerkerinnen und Handwerker erschaffen können. Wir sind heute gekommen, um Sie zu feiern. Ihr Abschluss ist eine wunderbare Grundlage für Ihre Zukunft. Nun stehen Ihnen Tür und Tor offen.“ Daniela Tomczak betonte jedoch auch, wie wichtig es für die Zukunft sei, mehr junge Menschen vom Handwerk zu überzeugen. Schon jetzt sei der Fachkräftemangel groß und auch die Zahl der offenen Ausbildungsstellen, für die es keine Bewerber*innen mehr gebe, spreche eine eindeutige Sprache. Mit Stichtag 1. 8. blieben im Kreis Siegen-Wittgenstein 234 und im Kreis Olpe 167 Ausbildungsstellen unbesetzt. Deshalb appellierte sie auch an die jungen Fachkräfte, Werbung für ihr Gewerk zu machen: „Sie sind die besten Werbeträger für Ihren Beruf!“ Es gelte, Vorurteile gegenüber dem Handwerk abzubauen und das Handwerk durch Praktika und persönlichen Kontakt zu jungen Menschen wieder erlebbar zu machen. „Ohne das Handwerk geht Deutschland zugrunde. Fachkräfte wie Sie sind heiß begehrt. Sie haben eine goldene Zukunft vor sich. Ich bin stolz auf Sie und Sie selbst können es auch sein. Ich wünsche Ihnen beruflich wie privat alles Gute, viel Glück und Freude“, so Daniela Tomczak abschließend.
Beton- und Stahlbetonbauerin und Zimmerer blicken zurück
Bevor es zum langersehnten Programmpunkt aller Prüflinge kam – der Übergabe der Zeugnisse und Gesellenbriefe – ließen zwei duale Studierende ihre Ausbildung ganz persönlich Revue passieren. Antonia Germann, die im Rahmen eines dualen Studiums eine Ausbildung zur Beton- und Stahlbetonbauerin absolviert hat, hat das AWZ Bau als eine Brücke in der Pandemie empfunden. In Zeiten, in denen Kontakte nur sehr eingeschränkt möglich und Uni-Vorlesungen nur online stattfanden, sei die Zeit im AWZ Bau sehr wichtig für sie gewesen. Auch Tom Clemens absolviert ein duales Studium und hat sich im Rahmen dessen für eine Ausbildung zum Zimmerer entschieden. Anfangs habe es viele neue Eindrücke und Aufgaben gegeben. Schnell habe er gemerkt, welche Tätigkeiten er mag oder auch nicht, erinnert er sich an den Beginn seiner Ausbildung. Rückblickend betrachtet sei die Zeit aber doch schnell vergangen. „Nun können wir uns endlich mit Stolz Gesellin und Geselle nennen. Unser Dank geht besonders an das Team des AWZ Bau und an die Betriebe“, so Antonia Germann und Tom Clemens.
Sechs „Prüfungsbeste“ ausgezeichnet
Insgesamt feierten 70 Gesellen und Facharbeiter ihre bestandene Prüfung, darunter auch 15 Absolventen, die im Rahmen des dualen Studiengangs „Bauingenieurwesen“ ihre Gesellenbriefe erhielten. Die einzige duale Studentin und frischgebackene Beton- und Stahlbetonbauergesellin ist Antonia Germann (Fritz Meyer GmbH, Altenkirchen). Paula Fabri (Straßen- und Tiefbau GmbH, Kirchhundem) hat als einzige junge Frau die Ausbildung zur Straßenbauerin erfolgreich abgeschlossen. Unter großem Applaus des Publikums nahmen 15 Straßenbauer, 17 Beton- und Stahlbetonbauer, drei Hochbaufacharbeiter (Fachrichtung Beton- und Stahlbetonbau), 13 Maurer, drei Fliesen-, Platten- und Mosaikleger und 18 Zimmerer ihre Zeugnisse und Gesellenbriefe nach drei Jahren Ausbildungszeit entgegen. Ebenso freute sich Timm Kern als Tiefbaufacharbeiter (Fachrichtung Straßenbau) über die bestandene Prüfung. Auch den 22 Meisterschülern im Straßenbauerhandwerk war die Freude ins Gesicht geschrieben.
Besonders erfreulich ist, dass auch in diesem Jahr insgesamt sechs Mal die Auszeichnung „Prüfungsbester“ vergeben werden konnte. Diese Auszeichnung wird demjenigen erteilt, der die Note „sehr gut“ in dem einen und mindestens die Note „gut“ in dem anderen Prüfungsteil (praktisch bzw. theoretisch) erreicht hat.
In diesem Jahr sind „Prüfungsbeste“:
Max Beichler (Straßenbauer)
Ausbildungsbetrieb: Otto Quast GmbH & Co. KG, Siegen
Tom Kneppe (Straßenbauer, dualer Student)
Ausbildungsbetrieb: Heinrich Weber GmbH, Siegen
David Sabisch (Beton- und Stahlbetonbauer)
Ausbildungsbetrieb: W. Hundhausen GmbH, Siegen
Tim Bernshausen (Beton- und Stahlbetonbauer)
Ausbildungsbetrieb: Otto Quast GmbH & Co. KG, Siegen
Samuel Schießl (Zimmerer)
Ausbildungsbetrieb: Ewald Sahm GmbH, Burbach
Jannik Auth (Straßenbauermeister)
Betrieb: Ferdinand Auth Tiefbau GmbH, Kalbach
Die fünf Gesellen und der Straßenbauermeister erhielten für ihre hervorragende Leistung jeweils eine Medaille mit Gravur bzw. einen gläsernen Pokal (Prüfungsbester der Meisterschüler) sowie ein Präsent.
Text und Foto(s): Rebecca Dalhoff | Textwerk Attendorn